Andreas Jungwirth lässt im Buch «Wir haben keinen Kontakt mehr» die Menschen zu Wort kommen, die den Protagonisten David für eine kurze Weile nahe waren. Gemeinsam führen sie uns zu sensibel beschriebenen Momenten der Verletzbarkeit einer rastlosen Generation.
Wir haben uns mit dem Autor getroffen und mit ihm über ihn und sein Buch gesprochen.
David verschlägt es von einer Stadt in die andere – auch nach Zürich. Die Kontakte sind meist flüchtig, denn trotz seiner Sehnsucht nach einer festen Partnerschaft hält er es nie lange bei einem Mann aus. Davids Sozialverhalten wird von schnellem, unverbindlichem Sex geprägt. Tief unter seiner Oberflächlichkeit nehmen sich Davids Abgründe immer mehr Raum – bis das Ventil krachend in die Luft geht.
Der Protagonist «David» ist in vielen Städten unterwegs, du bist ebenfalls in vielen Städten unterwegs; ist das Buch an deine eigenen Erlebnisse angelehnt?
Ja, durchaus. Ich habe eine Art Recherche in meiner eigenen Biografie gemacht. Dazu habe ich mich konkret an Leute und Erlebnisse erinnert und dann in einem ersten Schritt über sie im Internet recherchiert. Die gefundenen Bilder haben dann Situationen und Emotionen hervorgerufen, welche ich als Material für die Geschichten im Buch benutzt habe.
Wie David habe ich mich lange als beziehungsunfähig gesehen. Nun bin ich aber seit fast 8 Jahren mit meinem Freund zusammen und darf diese Befürchtung langsam gehen lassen.
Du machst immer wieder Lesungen – auch in Osteuropa. Wie kommen die queeren Themen dort an?
Nicht bei diesem Buch, aber bei einem Kinder- und Jugendfestival in Bukarest, reichte ich eine Geschichte zweier Jungs ein. Die beiden etwa 14 Jährigen erkennen etwas ineinander. Der eine steht dazu, der andere läuft davon. Das wurde dann ins rumänische übersetzt und es wurde entschieden, dass man ihn nicht vorstellen kann.
Die Lösung war dann ein «Buchgespräch», ohne dass der Text vorgelesen wurde. Auch OK.
Wenn du gerade nicht herumreist, was machst du dann?
Unglaublich, aber wahr: Ich habe kein Hobby! (lacht) Ich und mein Freund haben seit ein paar Jahren ein Haus gemietet und einer der Gründe warum wir genau dieses Haus gewählt haben, ist der Garten davor. Ich wollte Pflanzen und Blumen pflegen und habe mir das sehr romantisch und toll vorgestellt. Leider wurde daraus nichts. Ich mache dann lieber nichts und faulenze.
Auf was muss man Lust haben um Spass am Buch «Wir haben keinen Kontakt mehr» zu haben?
An Lebensgeschichten. Daran, einen Menschen und seinen Weg kennen zu lernen und zu versuchen ihn zu verstehen.
Was erwartet uns als Nächstes von dir?
Mein nächstes Buch richtet sich wieder an Jugendliche. Ich schreibe es zurzeit immer dann, wenn ich Zeit finde. Ich kann mir auch vorstellen, dass es trotzdem queere Themen behandelt.
Andreas Jungwirth, 1967 in Linz geboren, lebt nach langer Zeit in Berlin wieder in Wien. Studierte in Wien Germanistik und Theaterwissenschaft sowie am Konservatorium Schauspiel. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit (Theater, Hörspiel) unterrichtete er am Schauspielhaus Wien, wo er u.a. das »Hörspielhaus« gründete. Bisher erschienen – neben seinem aktuellen Buch «Wir haben keinen Kontakt mehr» – die Jugendromane »Kein einziges Wort« (2014, Ravensburger Buchverlag) und »Schwebezustand« (2017, CBT).