Am 11. Oktober ist Internationaler Coming Out Day. Zum siebten Mal begehen die HAZ diesen Tag gemeinsam mit dem Kino Xenix – und mit spannenden neuen LGBTQ-Filmen. Der Event findet erstmals mit Übersetzung in Gebärdensprache statt.
Das Coming-out von Lesben, Schwulen, bisexuellen oder trans Personen und anderen Queers wird oft als individuelles Thema betrachtet. Zu Unrecht. Neben dem direkten Umfeld einer Person spielen auch der politische, der kulturelle und der gesellschaftliche Kontext eine grosse Rolle für die Umstände eines Coming-outs.
Am Coming Out Day 2019 zeigen wir zwei Dokumentarfilme, die sich damit befassen, wie queere Künstler*innen gesellschaftliche Umstände wahrnehmen – und wie sich diese verändern und mitgestalten lassen. In den beiden Dokumentationen «Die grosse Um_ordnung» und «Dykes, Camera, Action!» kommen Menschen zu Wort, die selten eine Bühne erhalten. Regisseur*innen und Performance-Künstler*innen, die lesbisch, queer, trans sind, die mit Behinderungen leben, die von Rassismus betroffen sind. Ermutigende und kraftvolle Positionen sowie überraschende Einblicke und Erkenntnisse in Lebensrealitäten queerer Menschen.
18.30 Uhr: Die grosse Um_ordnung (in Anwesenheit von Regie und Protagonist*innen)
Sabian Baumann, Schweiz 2019; 30’ Deutsch, Englisch, Französisch mit englischen und deutschen Untertiteln
Wem hören wir zu? Wer erhält eine Bühne? Wer erzählt wessen Geschichten? Da auch in der Kunst die Perspektiven von marginalisierten Menschen oft genug ausgeblendet werden, fand am 26. Mai 2018 auf dem Zürcher Helvetiaplatz eine einmalige Performance statt. People of Color, Menschen mit Behinderung und Queers skandierten gemeinsam mit dem Publikum Chöre und brachten mit verschiedensten künstlerischen Mitteln ihre Kritik an der ungerechten Verteilung von Ressourcen und Privilegien zum Ausdruck.
Der Film dokumentiert die Aufführung dieses transdisziplinären, kunstaktivistischen Projekts und ist gleichzeitig Teil des Projekts, das u.a. auch eine Ausstellung beinhaltete. Protagonist*innen waren unter anderen: Sängerin Brandy Butler, Comedian Eddie Ramirez, sowie die Performer*innen Rahel El-Maawi, Meloe Gennai und Simone Aughterlony.
Im Anschluss: Gespräch mit Sabian Baumann (Regie) und Protagonist*innen der Aktion (Moderation: Elias Toledo, Gayradio Zürich)
VORFILM: Three Centimetres
Lara Zeidan, GB/LBN 2018, 9′, Arabisch mit deutschen Untertiteln
Vier junge Frauen auf dem Riesenrad. Sie reden aufgeregt und fröhlich, worüber junge Leute so reden. Über Beziehungen, über Körper, über Sex. Es geht nach oben, die libanesische Mittelmeerküste rückt ins Bild. Doch dann gerät plötzlich erst die Unterhaltung und dann das Riesenrad ins Stocken…
Das Pink Apple Filmfestival versah den Film von Lara Zeidan, kanadische Regisseurin mit libanesischen Wurzeln, mit einer Special Mention: «Dieser Kurzfilm hat die Jury gepackt wegen dem Dazwischen: zwischen Himmel und Erde, zwischen den Möglichkeiten, zwischen Worten und Menschen und nicht ausgesprochenen Gedanken. In diesem Augenblick im freien Fall, mit diesem Gefühl in der Magengegend, wenn alles noch ungewiss ist.»
20.30 Uhr: ZÜRCHER PREMIERE: Dykes, Camera, Action!
Caroline Berler, USA 2018; 58’, Englisch mit deutschen und englischen Untertiteln
Diese erfrischende und aufschlussreiche Dokumentation widmet sich Lesben auf der Leinwand und hinter der Kamera. In Interviews mit lesbischen Regie-Legenden wie Barbara Hammer, Su Friedrich, Rose Troche und Cheryl Dunye erfährt das Publikum so manches über offene und versteckte lesbische Referenzen in Filmklassikern. Die Frauen reflektieren darüber, wie die (Nicht-)Existenz lesbischer Liebe auf der Leinwand ihr künstlerisches Schaffen und ihr Selbstverständnis prägten, welche bizarren Erlebnisse sie als junge Frauen im Filmgeschäft hatten und was Vampire mit weiblicher Sexualität zu tun haben.
Regisseurin Caroline Berler gelingt eine authentische Dokumentation mit einer Vielzahl und Diversität an bedeutenden lesbischen Filmemacherinnen. Der Film stellt die Meilensteine lesbischer Filmgeschichte nicht nur vor, sondern hat durch die erhellenden und zum Teil urkomischen Berichte der Filmemacher*innen selbst das Potenzial ein Meilenstein lesbischen Filmschaffens zu werden.
Tickets: http://xenix.ch
In Kooperation mit: