Am Samstag durften Ulla Blume und Liam Bohner auf der Community Bühne  eine Rede zum Thema “Chosen Family” geben. Für alle Personen die zu dieser Zeit nicht vor Ort sein konnten waren gibt es die Rede nun hier zum nachlesen.

(L) Ulla Blume CO Presidentin HAZ-Queer Zürich (R) Liam Bohner Geschäftsführende Person HAZ-Queer Zürich

Es redet Liam Bohner:

Liebe Queers und Allies  

Liebe trans Leute, liebe Lesben, liebe Bis, liebe Schwule, liebe asexuelle und aromantische Leute, liebe intergeschlechtliche Personen, liebe Community!

Mein Name ist Liam Bohner, ich bin die neue Geschäftsführende Person der HAZ-Queer Zürich und habe heute das Vergnügen einige Gedanken mit euch teilen zu dürfen.

Reden wir über Familien.

Wenn wir an Familie denken, kommt uns, wie sicher auch vielen von euch, als erstes die biologische Familie in den Sinn. Die Menschen, die uns großgezogen haben, die sich um unsere körperlichen Bedürfnisse gekümmert, und uns nach bestem Wissen und Gewissen erzogen haben.

Wenn wir jedoch an, «unsere» Familie denken, an die Menschen, die uns in- und auswendig kennen und uns genau deshalb lieben.

An die Menschen, die uns in jeder Situation unterstützen und uns, nicht nur durch schwierige Umstände helfen, sondern unsere Probleme sogar nachvollziehen können.

Dann denken wir an unsere, gewählte Familie innerhalb der Queer Community, die Chosen Family.

In einer Welt, die unsere Existenz oft leugnet, uns in den Schatten drängt und unsere Stimmen an den Rand der Gesellschaft drückt, finden wir in unseren queeren Familien Trost, Unterstützung und Liebe.

Chosen Familys gehen über biologische Bindungen hinaus und werden durch gemeinsame Erfahrungen, Einfühlungsvermögen und ein tiefes Verständnis für die einzigartigen Herausforderungen geschmiedet, denen sich unsere Community, noch immer stellen muss.

Es sind die Menschen, die uns so akzeptieren, wie wir wirklich sind, die uns aufrichten, wenn wir niedergeschlagen sind, und die uns im Angesicht von Widrigkeiten, beistehen.

Wenn wir über die Chosen Family sprechen, dann reden wir von:

  • Aktivist*innen, die sich schwierigen und oft auch schmerzvollen Auseinandersetzungen stellen, um die breite Gesellschaft über die Queer Community und deren Diskriminierung, aufzuklären.
  • Wir reden von queeren Arbeitskolleg*innen die unermüdlich und ohne Gegenleistung zu erwarten ihr breites Wissen, mit ihren Mitmenschen teilen.
  • Wir denken an Feminist*innen, die sich für die Gleichstellung «aller» Menschen einsetzten. 
  • Ich persönlich denke vor allem an Freund*innen, Weggefährt*innen, aber auch lose queere Bekanntschaften, denn sie alle sind Teil dieser, meiner, ausgewählten Familie.

Nebst diesen schönen Aspekten dürfen wir jedoch nicht vergessen, wie unsere Wahlfamilien entstanden sind. Sie wurden aus der Not heraus geboren, als Antwort auf eine Welt, die uns oft nicht die Liebe und Akzeptanz gab, die wir verdienen.

In zahlreichen Ländern, darunter auch in der Schweiz, versuchen regressive politische Gruppierungen, die Rechte von queeren Menschen, insbesondere von Trans-Personen, durch Fehlinformationen und Vernebelungstaktiken zu beschneiden.

Wir dürfen solche Angriffe nicht unwidersprochen lassen. Sie sind der Grund, warum wir eine Pride veranstalten. Denn die Pride ist nicht nur ein Fest, sondern auch ein lautstarker Aufruf zum Handeln. Darum feiern wir die Pride – mit den Menschen, die immer an unserer Seite stehen und für Gleichberechtigung und gegen Hass kämpfen: mit der Queer Community, unserer Chosen Family.

Die Pride erinnert uns eindringlich daran, dass unsere Kämpfe untrennbar miteinander verbunden sind: solange nicht alle Member unserer Community frei sind ist niemand wirklich frei und dies gilt übrigens auch für unsere Allies. Den die patriarchale kapitalistische Gesellschaft schadet uns allen und es ist an uns «allen», die bestehenden Unterdrückungssysteme abzubauen.

Jetzt ist es an der Zeit zusammenzustehen, und unsere kollektive Kraft als Community zu nutzen, für eine umfassende, LGBTQIA+ einschließende Bildung, Schutz am Arbeitsplatz und eine zugängliche Gesundheitsversorgung für alle. Lasst uns mutig ein Ende der Diskriminierung und Gewalt in all ihren heimtückischen Formen fordern und uns für eine Zukunft einsetzen, in der jegliche Menschen, unabhängig von sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität, Hautfarbe, Religion, Aufenthaltsstatus oder Einkommen, authentisch und ohne Angst leben können.

Happy Pride / We Exist